Freitag, Juni 30, 2006

JE-HENS LEHMANN!!!

JIPPI!!! Das war doch mal ein Fußballspiel mit emotionaler Achterbahnfahrt! Ich bin ja im Moment noch auf meiner kleinen Reise an der Ostküste entlang und war zur Zeit des Deutschland-Spiels in New York. Deshalb machte ich mich auch zur deutschen Public-Viewing-Area in New York auf, zum deutschen Generalkonsulat. Da gab es endlich mal richtige Fußballstimmung - das ist in den USA ja nicht unbedingt an der Tagesordnung, besonders nach der blamablen Leistung der eigenen Nationalmannschaft.
Heute konnte ich nun aber mit einigen hundert Deutschen zusammen knapp 3 Stunden Fußball-Krimi pur erleben. Ich gebe zu: Ich hatte nach dem 1:0 nicht mehr wirklich an einen deutschen Sieg geglaubt. Aber als es dann zum Elfmeter-Schießen kam, war die Sache ja klar: Schließlich haben wir Jens Lehmann im Tor! YEAH! Nachdem Jens-Lehmann-Sprechchöre angestimmt wurden (ich war daran natürlich nicht ganz unschuldig ;-) , glänzte der ja auch in Bestform. Hurra!!! - und Mama: Hast du gesehen, dass Kahn ihm nett lächelnd (!) zugeredet hat vor dem Elfmeter-Schießen?! Wie du daraus wieder garstige Absichten ableiten willst, ist mir ein Rätsel ;-)
Nach dem Spiel stattete ich der American Numismatic Society noch einen Besuch ab (um hoffentlich im nächsten Sommer in deren Sommer-Programm aufgenommen zu werden) - dabei verpasste ich dann aber das erste Tor der Italiener. In der zweiten Halbzeit saß ich dann auch schon im China-Town-Bus nach Boston - die beste Art zu reisen überhaupt. Von Ostküstenstadt zu Ostküstenstadt mit ihren jeweiligen China-Towns zu einem wirklichen Spottpreis: 4 1/2 Stunden Busfahrt von New York nach Boston kosteten mich glatte 15$ - Wahnsinn, oder?! Ich will auch Chinatowns in Deutschland, am besten auch eins in Rostock!
Nun habe ich vor ein paar Augenblicken vom 3:0 der Italiener erfahren - ich hab also alle Tore und die Vorlage "meines" Totti verpasst. Und zusätzlich komme ich jetzt auch noch in den befürchteten Gewissenskonflikt. Das Halbfinalspiel zwischen Deutschland und Italien werde ich mir wohl ganz allein in aller Heimlichkeit anschauen, um meine inneren Kämpfe für mich allein auszutragen...das Leben ist schon schwer!

Donnerstag, Juni 29, 2006

Mama auf großer Tour

In den letzten Wochen (Monaten...) habe ich mein Blog hier ein wenig vernachlässigt. Ich hoffe, dass ihr das als gutes Zeichen gewertet habt, da ich offensichtlich jede Menge anderer Sachen zu tun hatte. Das Frühlings-Quarter hatte noch ein letztes Mal für dieses (akademische) Jahr meine Kräfte gefordert (die nach 10 Monaten studieren - fast non-stop...- eigentlich schon sehr weit aufgebraucht waren) und auch sonst hatte ich viel auf dem (Freizeit)Plan.
Ein Höhepunkt in den letzten Wochen war da ganz sicher die Klettertour nach West Virginia mit dem Mountaineering Club der Uni. Ich habe es leider nicht geschafft, einen eigenen Blog-Beitrag dazu zu schreiben, aber Fotos könnt ihr in meinem Fotoalbum finden. Genauso für ein paar andere Sachen wie z.B. unser Memorial-Day Barbecue (wieder einer dieser abgefahrenen Ami-Feiertage...).
Nachdem das akademische Jahr Anfang Juni dann (endlich!) zu Ende war, stand auch bald schon Mamas Besuch vor der Tür. Die eine Woche, die zwischen Prüfungsende und ihrer Ankunft lag, wollte ich eigentlich nutzen, um ein paar Uni-Projekte voran zu treiben...aber daraus wurde schließlich doch nix, weil Vieles (für Mama) vorbereitet werden musste...sie sollte ja nun nicht gerade meine Wohnung in Hoch-Möhl-Zeiten erleben ;-) Aber auch die Uni-ist-endlich-zu-Ende-Partys hielten mich vom Wesentlichen ab. Akku alle, Motivation weg - da half einfach nix.
Am Sonntag (18. Juni) kam Mama dann in Cincinnati eingeflogen - aber nach mehr als 24 Stunden Reise war nicht mehr viel mit ihr los, nachdem Luise und ich sie vom Flughafen abgeholt und ihr eine erste Tour durch Downtown-Cincinnati gegeben hatten. Das Wiedersehen war aber trotzdem super!!! Montag begann dann die richtige Tour - über meinen Uni-Campus, durch mein Institut (mit spontaner Beleidigung meines Professors durch meine Mama, die ihn als Hausmeister titulierte...) und zum Lebensmittel-Shoppen. Schließlich wollte ich meiner Mama auch das gigantische Einkaufserlebnis, speziell in der riiiiiiiiiiiiiiiieeeeeeeesigen Cornflakes-Abteilung ermöglichen. Hat geklappt. ;-) Das war aber natürlich noch nicht alles für den Montag - wenn Silvana eine Tour plant, dann bleibt halt keine Zeit zum Ausruhen. Nachdem wir uns Cincinnatis "Eden-Park" angesehen und von hoch oben weit über den Ohio nach Kentucky geschaut hatten, waren wir bei Joni zum Abendessen eingeladen. Doch auch danach war noch nicht Schluss ;-) So wie mein Opa jeden Montag Skat spielen fährt, habe ich schließlich auch meine Montag-Abend-Aktivität. Zusammen mit meinen Kommilitonen fahre ich montags nämlich immer zur Quiz-Night - einem geselligen Zusammensein in einem Pub bei Bier und Fish & Chips, bei dem teamweise Fragen beantwortet werden müssen à la "Wie teuer war die erste Ausgabe des Playboys?" oder "Wie heißt der höchste Berg Europas?" (und für alle, die jetzt übermütig meinen, dass das ja wohl einfach wäre...Mt. Blanc natürlich...pfffffff, als richtig wurde von der Quiz-Night-Lady irgendein Berg im Kaukasus gewertet, der zwar durchaus höher ist als der Mt. Blanc - aber ob das noch in Europa liegt, wage ich ja zu bezweifeln...). In diese Runde musste meine Mama ja nun auch noch eingeführt werden. Als wir ankamen, hatte mein "Classics"-Team allerdings schon den zweiten Platz errungen, sodass uns nur noch blieb, auf den Erfolg zusammen anzustoßen.
Dienstag früh musste erst einmal Fußball geguckt werden. Deutschland - Ecuador stand auf dem Programm. Ich hatte ein paar Freunde und meinen Vermieter Ray zu mir nach Hause eingeladen, sodass wir in kleiner Gruppe die Tore bejubeln konnten. Danach gingen wir dann als echte Touristen verkleidet auf die wenigen Sehenswürdigkeiten Cincinnatis los (downtown, wo wir von dem einen Hochhaus einen fantastischen Ausblick hatten). Wir überquerten zu Fuß die älteste Brücke in Cincinnati und betraten damit den Boden Kentuckys - den zweiten Staat auf unserer Reise bisher. Weitere sollten folgen. Nach dem Geschichts-Museum (das war wirklich gut - und ich habe Mama auch nicht gezwungen!) sollte der Höhepunkt des Tages auf dem Programm stehen: der Omnimax-Film über das antike Griechenland. Das Besondere an diesem Kino ist, dass man in den Sesseln fast liegt und der Film in eine Art Planetarium über einem projeziert wird, sodass man den Eindruck bekommt, man wäre selbst mittdendrin. Das hielt Mama ganze 2 Minuten aus - von da an begann der Tiefpunkt des Tages. Leichenblass verließ sie das Kino nach den 45 Minuten und war daraufhin den ganzen Tag nicht mehr ansprechbar. K.O. in der ersten Runde. Wie gut, dass das kein schlechtes Omen für die Weltmeisterschaft war!
Aber so waren wir wenigstens ausgeruht für unsere geplante Shopping-Tour am Mittwoch, zu der wir schon morgens um 8:00 aufbrachen. Wir haben beide wohl im Laufe des Tages den Überblick verloren, wie viel Geld wir beide zusammen ausgegeben haben. Aber es gab ja auch sooo viele tolle Sachen in den verschiedenen Läden. Einige von euch werden meine neu eingekleidete Mama ja bald persönlich bewundern können. Wie amerikanische Shopping-Malls nun mal so sind, ließen sie kein Ende zu - erst um 19 Uhr waren wir fertig. Nach einem Abstecher mit einigen meiner Freunde in den Park am Ohio-River (wo jeden Mittwoch eine Party stattfindet mit Live-Musik und Bier und Burgern...), ließen wir den Abend mit einer Partie "corn-hole" im deutschen Biergarten "Christie's" (praktischerweise gleich bei mir um die Ecke...) ausklingen, einem in Cincinnati äußerst beliebten Freiluft-Brett-Spiel. Ich werde Suggi wohl beauftragen müssen, dieses Spiel für Zahren nachzubauen - ich sehe durchaus Unterhaltungswert für laue Sommerabende! Außerdem muss ich auch noch Revange nehmen für die Niederlage, die mir meine Mama zufügte!
Nach dem letzten USA-Spiel am Donnerstag (Äätsch!) wurde Mama von Ray, meinem Vermieter, in seiner 2005er Corvette (Cabriot natürlich!) nach Kentucky chauffiert. Luise hatte danach zwar ein paar Minderwertigkeitskomplexe, brachte uns später aber trotzdem auf die andere Ohio-Seite nach Covington und Newport, wo wir uns die ehemals deutsche Siedlung ansahen und bei Apfelstrudel im Restaurant "Unter der Linde" (Kein Witz!) den letzten Tag in/um Cincinnati genossen. Abendessen gab es im äußerst traditionsreichen "Mecklenburg Garden" in Cincinnati - was zwar nicht nach unserem Heimatbundesland, sondern nach einem Einwanderer namens Mecklenburg benannt ist- aber wen stört das schon... Auf eine abendliche Tour ins Hofbräuhaus konnte ich Mama dann aber nicht mehr überreden - okay, schließlich wollten wir am nächsten Morgen auch schon um 4:45 Uhr nach Dayton zum Flughafen fahren.
Auf gings also auf die "richtige" Reise, erste Station Washington DC. In der Zeit zwischen Freitag und Sonntag konnten wir eine Menge Sehenwürdigkeiten und Museen anschauen, sodass wir abends meist todmüde ins Bett fielen. Wir liefen die "Mall" ab - zwischen dem US-Capitol und dem Lincoln-Memorial -, schauten einige der großartigen Smithsonian-Museen an und sahen das Weiße Haus aus der Ferne (George W. wollte uns doch partout nicht hereinbitten - und das obwohl unsere Angie ihn so nett nach Meck-Pomm eingeladen hat!). Obwohl der Innenstadtbereich Washingtons recht übersichtlich ist, hatten wir doch immer ein volles Programm, um so viel wie möglich von Washington zu sehen. Bei den vielen Gedenkstätten, die es da so gibt, ist das nicht ganz einfach. Da haben nämlich nicht nur die wichtigsten Präsidenten ihr eigenes "Memorial" (Washington, Jefferson, Lincoln), sondern auch alle Kriege, die die USA in den letzten 100 Jahren geführt haben. Dass das eine ansehnliche Anzahl ist, dürfte jetzt jedem klar sein. Ach, und nicht zu vergessen: wir haben sogar die originale Unabhängigkeitserklärung, Verfassung und Bill of Rights gesehen - wie vorbildliche Amerikaner ;-)
Am Sonntag sollte es dann per Flieger nach New York gehen. Wir waren auch pünktlich am Flughafen - aber United Airlines hatte den Andrang von so vielen Fluggästen nicht unter Kontrolle und viel zu wenige Schalter geöffnet. Unsere Abflugszeit rückte immer näher. In der Zwischenzeit wurden schon bestimmte Flüge aufgerufen, um das Einchecken zu beschleunigen. Nur unser war nicht dabei. Als wir dann endlich an der Reihe waren, ließ uns die gute Dame von United nur wissen, dass wir nicht mehr eingecheckt werden könnten, weil es mittlerweile zu spät sei - und drehte sich weg. Keine Entschuldigung oder Alternative. Mama und ich waren wie vor den Kopf gestoßen. Die Zicke am Schalter ließ überhaupt keine Diskussion zu, sondern fügte nur nüchtern hinzu, dass für den gleichen Tag sowieso auch alle anderen Flüge nach New York ausgebucht wären, sodass wir erst am Montag fliegen könnten. Das kam aber überhaupt nicht in Frage, weil wir sonst viel zu wenig Zeit für New York gehabt hätten. So einigten Mama und ich uns darauf, auf eigene Faust nach New York zu FAHREN. Hertz sei Dank kamen wir schnell zu einem Mietwagen und schon waren wir in einem schnuckligen Hyundai auf dem Highway Richtung Baltimore-New York unterwegs. Was für ein Abenteuer! Mama war noch ganz blass um die Nase, aber mit der Zeit wurde auch sie ganz zuversichtlich, dass wir (oder besser gesagt, ich) es nach New York schaffen könnte(n). Und so kam es dann auch, dass wir 5 Stunden später in downtown Manhattan umherdüsten und ohne Probleme unser Hostel fanden. Zwar wären wir mit dem Flugzeug deutlich schneller gewesen, aber so viel Abenteuer hätte es damit nicht gegeben ;-)
So kamen Mama und ich unerwartet auf eine noch höhere Anzahl von Bundesstaaten, in die wir Fuß oder Reifen gesetzt hatten: Ohio, Kentucky, Maryland, Delaware, New Jersey, New York. Nicht schlecht, oder? Mittlerweile war es Sonntag Abend. Wir waren in New York und noch recht frisch, weil wir ja den ganzen Tag eigentlich nix weiter gemacht hatten. So zogen wir dann gleich einmal los, um den New York bei Nacht zu erleben. Und da fängt man ja bekanntlich am besten am Times Square an. Nur dass bei Mama die Begeisterung irgendwie nicht aufkommen wollte. Es war zwar schon alles gigantisch, aber sie hatte sich Vieles in New York anders vorgestellt. Vor allem hatten wohl die fehlende Sauberkeit auf den Straßen und das flippige Viertel, in dem wir wohnten (Chelsea), ihren Anteil daran.
Aber am nächsten Tag sah alles schon wieder ein wenig besser aus. Zwar regnete es, aber wir konnten den Vormittag am Ground Zero, im Finanz-Distrikt um die Wall-Street herum sowie am und im Rockefeller-Center ganz gut verbringen. Als das Wetter dann ein wenig schöner wurde, machten wir eine Bootstour um Manhattan herum, an der Freiheitsstatue vorbei etc. - das war schon beeindruckend und wirklich schön. Wir hatten am Tag günstige Karten für eine Off-Broadway-Show ergattern können - und so amüsierten wir uns abends fantastisch bei der "Slava's Snowshow"! Wirklich großartig und zum Todlachen, ernsthaft ;-) Am Dienstag waren wir dann bei deutlich besserem Wetter die meiste Zeit im Freien unterwegs - auf der Brooklyn-Bridge (die wir, wie es sich gehört, zu Fuß überquerten), auf dem Rockefeller-Center, in China-Town und Little Italy - oder was noch davon da ist...unser Kellner war noch nicht mal ein Italiener ;-( .
Am Ende des Tages fuhren wir dann nach Queens, einem der 5 New Yorker Stadtteile (die meine Mama jetzt auch alle namentlich kennt - bitte austesten!!!). Dort trafen wir auf die AFS-Gruppe und die 120 deutschen Austauschschüler, die meine Mama am Mittwoch auf dem Flug nach Frankfurt betreuen sollte. Größtenteils artete die Zeit im Wohnheim einer Uni dort in Warten aus, da es kein wirkliches Programm für die Schüler mehr gab. Aber so hatten wir wenigstens auch ein bisschen Ruhe und konnten uns gut über die deutschen Schüler amüsieren, die ernsthafte Schwierigkeiten hatten, wieder deutsch zu reden (nicht, dass es mir damals in Italien völlig anders ging, aber lustig wars schon...).
Tja, am Mittwoch waren wir dann mit anderen AFS-Ehrenamtlichen am Flughafen, um den Schülern beim Check-In zu helfen. Denn zu den 120 deutschen Schülern auf dem Flug von New York nach Frankfurt kamen auch noch 70 thailändische Schüler, die von Frankfurt weiter nach Hause flogen. AFS hatte also den größten Teil des Fliegers für sich alleine - was die Airline aber auch teilweise vor gewaltige Probleme in der Abfertigung stellte. Aber wie dem auch sei: Am Ende waren alle Schüler im Flieger und auch meine Mama war damit wieder auf dem Weg nach Hause.
Die Zeit zusammen in den USA ist wirklich viel zu schnell zu Ende gegangen, aber es dauert ja auch nicht mehr lange, bis ich selbst für ein bisschen nach Hause komme. Wann genau das sein wird, ist zwar noch ein Geheimnis, aber im August bin ich auch jeden Fall zu Hause (...und in Sizilien!!! YIPPI!!! Ich habe meinen Flug für eine Woche Catania gebucht!!!). Bis dahin bleibe ich noch ein paar Tage hier in New York und in Boston, dann in Cincinnati, wo ich mein Sommer-Studienprojekt in Angriff nehmen muss. Aber an Arbeit möchte ich jetzt eigentlich gar nicht denken müssen. Deshalb gehts jetzt auch los ins Nachtleben von New York - BYE!!!